Jetzt sind wir zu Viert. Unsere kleine Familie hat sich mal eben verdoppelt.
Ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll - in den letzten Wochen ist so viel passiert, hat sich so viel verändert. Kann man sich vermutlich denken.
So sitze ich auf dem Sofa und habe ein Baby im Arm, den Laptop auf dem Schoß und den Gatten nebst zweitem Baby an meiner Seite. Es fühlt sich immer noch unwirklich an.
Also, wo anfangen? Am besten der Reihe nach. Nach dem letzten Post hier ist erstmal gar nichts passiert.
Am 19. September hatte ich dann einen weiteren Termin in der Klinik und dieses Mal haben die Ärzte nach kurzer Besprechung und zu unserer wirklich großen Überraschung zu einer Einleitung geraten. Ich hatte mir zwar gewünscht, dass es vorangehen möge, aber nicht damit gerechnet.
Zwei Tage später bin ich mit Sack und Pack in der Klinik eingezogen und dachte, dass ich abends womöglich schon meine Babys im Arm halten würde.
Pustekuchen! So sehr kann man sich täuschen. Die beiden hatten andere Pläne und die nächsten zwei Tage habe ich im Krankenhaus verbracht, ohne Aussicht auf ernsthafte Wehen, dafür aber mit verzweifelten Spaziergängen und Treppensteigen bis spät in die Nacht - nur um dann im Bett zu liegen und zu fühlen, wie die Kontraktionen schwächer wurden... und im Anschluss den Unmut der Babys zu spüren, die sich mit heftigen Tritten für den unruhigen Tag bedankten.
Am Freitag riss mir dann der Geduldsfaden und nach Absprache mit dem Oberarzt konnte ich durchsetzen, dass ich die Nacht zuhause verbringen dürfte, wenn ich wieder keine Reaktion auf die Tabletten zeigen würde.
Das hatten wir gegen 1 Uhr abgemacht - um 3 Uhr stand ich mit geplatzter Fruchtblase vor dem Kreißsaal.
Die darauf folgenden Stunden waren nicht sehr angenehm, weil die Wehen plötzlich sehr heftig wurden und jede Minute kamen, was sich auch trotz Wehenhemmer nicht stoppen ließ. Fatalerweise war der Anästhesist auch noch verhindert und konnte erst nach über einer Stunde meine PDA legen. Diese Stunde war wahrscheinlich die schlimmste in meinem Leben, allerdings war das Danach dann im Vergleich quasi ein Spaziergang. Hat ja auch Vorteile.
Dank PDA und angenehm gedämpfter Wehenschmerzen ließen sich die nächsten 12 Stunden gut aushalten, ich hatte diese Zeit auch bitter nötig, um mich zu erholen und Kräfte zu sammeln. Gegen 1 Uhr morgens beschlossen die Ärzte, die Geburt nun voranzutreiben und mich an den Wehentropf zu hängen und um kurz nach 4 bzw. halb 5 kamen die beiden Kleinen endlich auf die Welt. Gesund und munter, in der 40. Woche.
Lustigerweise mussten wir tatsächlich noch im Kreißsaal die angedachten Namen vertauschen, weil die beiden sich als genau entgegengesetzt temperamentvoll entpuppten, als wir angenommen hatten. Noch im Bauch war der Erstgeborene der Ruhigere, während Nummer zwei ständig zappelte und aufmuckte. Kaum waren sie draußen, schrie Nummer eins aus vollem Halse und lief zornesrot an, während der kleine Nachfolger ganz still mit großen Augen alles beobachtete.
Geändert hat sich in diesen ersten drei Wochen daran nichts, der Große ist leicht aufbrausend und wenig geduldig, während der Kleine eher ruhig und aufmerksam ist, dafür aber entsetzlich leiden kann, wenn er nicht schnell genug etwas zu trinken bekommt. Dann kullern tatsächlich sogar einzelne Tränchen.
Seit sie da sind, ist alles anders. Wir schlafen nur noch maximal zwei Stunden am Stück und kommen tagsüber zu nichts, nicht einmal zum Essen. Es ist ein ziemlicher Schock, so aus seinem normalen Leben gerissen zu werden, aber sobald man sie im Arm hält und ihren Babygeruch in der Nase hat, ihre kleinen Gesichtchen sieht und die weichen Haare streichelt, könnte man sie auffressen und verzeiht ihnen alles.
Wobei wir natürlich trotzdem sehr auf die (nahe) Zukunft hoffen, auf ein paar Stunden Schlaf am Stück, auf mehr Mobilität, auf wenigstens teilweise Rückeroberung unseres eigenen Lebens.
Aber es wird täglich ein klein bisschen leichter.